Samstag, 26. Januar 2013

Russische Baptisten begehen zum zweiten Mal den Martin-Luther-King-Tag


M o s k a u – Am 20. Januar haben russische Baptisten zum zweiten Male den Martin-Luther-King-Tag begangen. “Wer ist mein Nächster?” fragte Gennadi Sergienko, Leitender Pastor der “Zweiten Baptistengemeinde” in seiner Predigt. Mit Berufung auf den Barmherzigen Samariter antwortete er: “Das sind diejenigen, an denen man am schnellsten vorüberzieht.” In diesem Gottesdienst erzählte ein ehemaliger Krimineller und Obdachloser von zwei Männern, die nicht vorüberzogen. Er bekehrte sich bald nachdem die beiden ihm völlig unverhofft auf dem Kursker Bahnhof in Moskau mitgeteilt hatten, daß Gott ihn lieb habe.
Die „Zweite Baptistengemeinde“ bleibt nicht auf halbem Wege stehen. Obwohl die Gemeinde zum ersten Male überhaupt diesen Tag beging, ging es im gesamten Gottesdienst (einschließlich der Kinderstunde) um das Thema, Andersartige schätzen zu lernen. Die Themenbereiche reichten von der passenden Reaktion auf Menschen, die im öffentlichen Verkehr einen schlechten Duft verbreiten, zu zwischenrassigen Beziehungen.
Ein anderer Pastor der Gemeinde bekannte im Gottesdienst, daß er eingangs keine Notwendigkeit erkannte, das Thema aufzugreifen. Doch Sergienko versicherte: „Unsere Theologie ist in Ordnung – wir verstehen sehr wohl, daß Gott alle gleichermaßen liebt. Die Probleme entstehen erst wenn man auf die Wirklichkeit stößt.“ Christen, die sich an dieser Stelle keines Problems bewußt seien, hätten es unterlassen, die Minderheiten Rußlands zu befragen. Nach dem Gottesdienst berichtete ein Teilnehmer von den erheblichen Spannungen, die im Umfeld der Moskauer Moscheen bestehen.
Die “Racial Task Force” (RTF) der englischsprachigen “Moscow Protestant Chaplaincy” bemüht sich, zumindest einen Bruchteil der Vorfälle, die durch Rassenhaß motiviert sind, zu dokumentieren. Die aufgezeigten Vorfälle vermitteln den Eindruck, daß ein afrikanischer Mann damit rechnen müsse, einmal alle ein bis drei Jahre körperlich angegriffen zu werden. Todesfälle kommen immer wieder vor. Mit Belästigungen muß täglich gerechnet werden.
Die Task Force berichtet davon, daß in Moskau am 18. Mai 2012 ein Ghanese verletzt wurde durch Russen, die die Tür zu einer Privatwohnung aufbrachen und ihn im Schlaf verprügelten. Danach verlangte die Wirtin von ihm eine Erstattung der Kosten für die Turreparatur und kündigte das Mietverhältnis.
Immer wieder kommt es vor, daß sich zufällige Zuschauer weigern, einen angegriffenen Afrikaner in Schutz zu nehmen. Lieber filmen sie den Zwischenfall – für den heimatlichen Gebrauch. Es gab 2012 mehrere Vorfälle bei denen ein anwesender Polizist sich weigerte, einzugreifen. Diejenigen, die zur Hilfe eilen, sind meistens mitleidende Muslime aus dem Kaukasus oder Zentralasien.
Am 8. Juni wurde in einer Straßenbahn ein Kongolese von einer betagten Frau beschimpft. Sie schrie: „Ihr Affen überrennt unser Land, was habt Ihr denn zu suchen hier überhaupt? Stalin hätte mit euch kurzen Prozeß gemacht – Rußland gehört den Russen.“ Doch nur etwa 0,03% der Einwohner Rußlands (143 Millionen) sind Afrikaner und Stalin war bekanntlich Georgier.
In der Zweiten Baptistengemeinde berichteten mehrere Redner von einem gewaltigen Transformationsprozeß innerhalb der einst sowjetischen Republiken. Ruwim Woloschin, ein Pastor dieser Gemeinde aus Moldawien, berichtete davon, daß zu Sowjetzeiten sich alle auf Russisch unterhielten. Wenn jemand auf eine andere Sprache auswich, wurde vermutet, daß er etwas zu verbergen hatte. Heute besteht der umgekehrte Fall: In der Ukraine z.B. kann die Verwendung der russischen Sprache zu Raufereien führen. Die Völker Zentralasiens sind keine „Brudervölker“ mehr.
Pastor Sergienko erwähnte, daß sich viele Russen heute international als verachtet empfinden. Das führe zu einem defensiven oder aggressiven Verhalten. Aggressionen richten sich dann oftmals gegen die Minderheiten im eigenen Lande.
In seinem Beitrag in der Zweiten Baptistengemeinde fragte der US-amerikanische Kirchenjournalist William Yoder, ob die Identitätsfrage zum Kern der Problematik Rassismus gehöre. „Wer ist eigentlich Russe?“ fragte er. „Eine Frau mit einem afrikanischen Vater und einer russischen Mutter, die ihr ganzes Leben in Rußland verbracht hat – ist sie Russin? Ist es rassistisch, davon auszugehen, daß ein Russe nur ein weißer Europäer sein könne?“ Yoder fuhr fort: „Ist es in Ordnung, daß die Ehrengarden im Kreml ausschließlich aus weißen Slawen bestehen? Rußland besteht aus 110 Nationalitäten. Darf man es hinnehmen, daß alle Polizisten in Kasachstan Asiaten seien? Vielleicht hängt die Problematik in Kasachstan mit der Problematik in Rußland zusammen.“
Menschen farbiger Hautfarbe scheinen sich durch Passivität und Schüchternheit auszuzeichnen. RTF-Leiterin Jennifer Voecks berichtet, daß sich Angegriffene sehr schwer tun, Vorfälle der Polizei oder sogar der RTF mitzuteilen. „Sie meinen nicht, daß eine Berichterstattung etwas ändern könnte.“ Witali Wlasenko, Pastor der “Moscow Community Church” und ein Anführer der baptistischen Bemühungen um Rassengleichheit, war sehr enttäuscht, daß kein farbiger Mensch der diesjährigen Feier in seiner Gemeinde beiwohnte. „Wir hätten gar nicht verlangt, daß sie auftreten.,“ versicherte er. „Wir wollten sie nur kennenlernen und ihnen unsere Liebe bezeugen.“ Wlasenkos Gemeinde hielt vor einem Jahr die erste Feier zum Martin-Luther-King-Tag ab.

Entwicklungen bei der Moscow Protestant Chaplaincy

Sowohl Jennifer Voecks wie Matthew Laferty, Pastor der MPC, reden von „Stillstand“ in den gegenwärtigen, zwischenrassigen Beziehungen im Moskauer Raum. Obwohl in manchen Grundschulen bereits die Hälfte der Kinder Nichtrussen seien, erkennen sie keinen Ansatz,
den Kindern in verstärktem Maße die Toleranz beizubringen.
Zumindest nehmen die Anstrengungen der MPC zu. Im vergangenen Juni konnte sein Gemeindezentrum in den geräumigen Keller der lutherischen „Peter-und-Paul-Kathedrale“ umziehen. Das Zentrum arbeitet an allen Wochentagen und bietet Flüchtlingen und Immigranten Sprach- und Computerkurse, Gastfreundschaft und Beratung an. Dieser Dienst ist nun verstärkt dreisprachig: Eine französischsprachige, überwiegend afrikanische, lutherische Gemeinde auf dem Grundstück liefert viele der Tagesgäste.
Voecks freut sich darüber, daß die Zahl der Freiwilligen zugenommen hat. Die Gemeinde versucht durch „Gemeindebegegnungen“ das Gespräch zwischen Afrikanern und Ansässigen anzubahnen. Doch viele der „Ansässigen“ sind selbst Ausländer – es sei deshalb erforderlich, die Kontaktmöglichkeiten mit einheimischen Russen auszubauen.
Ein Programm für Afrikaner, die von unseriösen Reiseagenturen nach Rußland gelockt werden, besteht weiterhin. Seine Hauptaufgabe besteht darin, den Heimflug der Irregeführten zu bezahlen. „Métis“, ein langfristiges Programm zur Betreuung von gemischtrassigen Kindern und deren Müttern, gedeiht weiterhin.
Pastor Laferty versichert: “Uns steht es überhaupt nicht zu, den Zeigefinger auf irgend jemanden zu richten. Die vorhandenen Errungenschaften im Streben um die Rassengleichheit wollen wir feiern. An den noch vorhandenen Defiziten arbeiten wir weiter.“

Die 1962 gegründete MPC wird von fünf US-amerikanischen Großkirchen unterstützt. Zu ihnen zählt die presbyterianische „PC USA“. Die Webanschrift der MPC lautet: “www.mpcrussia.org”.
Dr.phil. William Yoder
Moskau, den 24. Januar 2013
rea.org@mail.ru” oder “kant50@gmx.de
Handynummer von Yoder wenn in Moskau: +7-916 874 5868

Samstag, 5. Januar 2013

Keine Angst mehr vor den “Zigeunern” von William Yoder


Keine Angst mehr vor den “Zigeunern”
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Presbyterianer und die Roma Rußlands

M o s k a u – Zur Geschichte der Roma bleibt vieles im Unklaren; schon über die Zahlen herrscht keine Einheit. Nach Wikipedia verfügen die USA über die höchste Zahl an Roma – eine Million. Doch die Zürcher Zeitschrift “Religion und Gesellschaft in Ost und West” (RGOW) berichtet, daß die osteuropäischen Staaten gezielt die Anzahl der Roma „herunterschrauben“. Rumänien hat eine Bevölkerung von 22 Millionen; zu ihr sollen 408.000 Roma zählen. Die RGOW geht jedoch davon aus, die eigentliche Zahl könnte drei Millionen erreichen. Die Roma sollen mit 10 bis 12 Millionen Mitgliedern die zahlenstärkste Minderheit Europas sein. Deren Gesamtzahl weltweit könnte sogar 60 Millionen betragen. Die Unsicherheit der Zahlen wird gesteigert dadurch, daß es für den Begriff „Roma“ mehr als eine einzige Definition gibt.

Generell geht man davon aus, die Roma hätten etwa im 7. Jahrhundert nach Christus Indien Richtung Western verlassen. Südosteuropa wurde zu einem Hauptsiedlungsgebiet. Später zogen manche wieder Richtung Osten – zuerst in die Polnisch-Litauische Union und die anderen baltischen Staaten. Im russischen Reich kamen sie erst im 18. Jahrhundert an nachdem der Tsar neue Gebiete annektiert hatte. Obwohl sie in Moldawien und der Ukraine am stärksten vertreten sind, leben Roma heute auch im russischen Fernost.

Berichten zufolge waren die Roma anfangs nicht nomadischer als traditionell einheimische Stämme. Im Laufe der Jahrhunderte wurde aus ihnen eine wichtige, ungelernte aber verläßliche Arbeiterschaft. Mit dem Aufkommen der faschistischen Gewaltherrschaft in Deutschland brachen Jahre der Vertreibung, Vernichtung und Aufruhr über sie herein – es sind bis zu 500.000 von ihnen ermordet worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die sozialistischen Staaten Osteuropas bemüht, sie zu assimilieren und in die Reihen der in der Schwerindustrie beschäftigten Arbeiterschaft aufzunehmen. Im Oktober 1956 verbot das Oberste Sowjet die Nichtseßhaftigkeit; die sowjetischen Roma wurden gezwungen, sich häuslich niederzulassen. Bald verfügten 90% der sowjetischen Roma über eine dauerhafte Bleibe.

Burkhard Paetzold (Petershagen bei Berlin), der „Beauftragte für Zentral- und Osteuropa/Roma“ bei der in Louisville/USA beheimateten „Presbyterian Church USA“ (PC USA), weist darauf hin, daß Roma die Ersten waren, die nach dem wirtschaftlichen Kollaps von 1989/90 ihre Stellen verloren. Die erneute Ghettoisierung, die sich daraus ergab, „weist einerseits auf die Diskriminierung, doch andererseits auch auf den Wunsch hin, familiäre Strukturen zu verstärken und zu schützen. Es wird behauptet, es gäbe fast keine obdachlosen Roma!“

Peter Romme, ein in Kostroma (Nordwestrußland) wohnender Missionar mit Verbindungen zur PC USA, merkt an, daß die Roma ein Volk des Friedens seien. Trotz ihres Rufs als Kleindiebe und Drogenhändler „haben sie niemals einen Krieg angestiftet noch Waffen produziert“.

Die Kultur der Roma
Pastor Romme, ein Rußlanddeutscher aus dem Gebiet Irkutsk, berichtet davon, daß Roma Feiertage wie Weihnachten und Ostern besonders zugetan seien. Das Feiern könne sich über zwei bis drei Tage erstrecken: „Im allgemeinen wird gefeiert bis das Geld verbraucht ist.“ Langfristiges Sparen gehört eben nicht zu deren Stärken.

Üblicherweise nehmen Roma den Glauben der vorherrschenden Kultur an: In Kasachstan sind sie Muslime, Orthodoxe im Westen Rußlands und Katholiken in Polen. Doch deren Zögern, das Herkömmliche preiszugeben, äußert sich in einem ausgesprochenen Synkretismus. Sie werden die letzten Göttin-Anbeter Europas genannt; sie setzen auf Amuletten, Fluche, Heilungsrituale und Wahrsagerei. Frauen kleiden sich besonders keusch; sexuelle Begriffe in der Bibel  – die Beschneidung z.B. – werden in Roma-Gottesdiensten umschifft. Der voreheliche Geschlechtsverkehr ist verpönt; doch Eheschließungen bei Kindern, die jünger als 13 sind, bleiben keine Seltenheit.

Die Sehnsucht nach übernatürlichen Zeichen und Heilungen bringen sie automatisch in die Nähe von pfingstlerischen und charismatischen Kreisen. Andrei Beskorowaini, ein baptistischer Pastor der Roma aus der Ukraine, der in Kursk nahe der ukrainischen Grenze arbeitet und von der PC USA unterstützt wird, erzählt, daß „Geschwätz“ und Mutmaßungen zu fast panischen Zuständen unter evangelikalen Roma geführt haben. Zu Ostern 1991 und 2000 weigerten sich Roma, gemeinsam mit anderen zu essen mit der Behauptung: „Das Ende der Welt wird eintreten wenn wir gemeinsam an einem Festtisch Platz nehmen.“ Im Blick auf die fehlende theologische Bildung der Roma verweist Beskorowaini auf Matthäus 24,36 und mahnt: „Brüder und Schwester – schenkt diesem Geschwätz keinen Glauben!“

Die Arbeit unter Roma verlangt steifen, einheimischen Missionaren eine gewisse Flexibilität ab – Roma stehen auf traditionelles Tanzen und eine fröhliche – auch christliche – Musik. Roma haben sogar eine Lanze für die Ermächtigung der Frau gebrochen: Eine von der Ukrainerin Olena Martschuk verfaßte Studie über die Roma berichtet von der blinden Albina Kosoris. Nachdem sie sich Mitte der 90er Jahre einer nichtregistrierten Baptistengemeinde in Merefa/Ukraine angeschlossen hatte, begann sie zu predigen und gründete mehrere Gemeinden. Nach ihrer Eheschließung mit einem blinden Mann 2004, begannen die beiden mit einem Dienst unter den Sehgeschädigten Kiews.

Roma und die Evangelikalen
Die Arbeit von Pietisten unter den Roma Europas kam erst nach dem Ersten Weltkrieg auf Touren; 1930 finanzierten Österreicher den Bau einer Kapelle für Roma im Nordwesten Bulgariens. RGOW behauptet, die evangelikale Bewegung habe sich unter den bulgarischen Roma am stärksten etabliert – erst recht seit 1989. In diesem Land sollen rund 50.000 Roma zur Pfingstbewegung gehören.

Ukrainische Evangelikale begannen Anfang der 50er Jahre damit, unter Roma zu missionieren. Die Studie von Olena Martschuk gibt an, die verbotene, „Samisdat“-Literatur der nichtregistrierten Baptisten habe in den 70er Jahren Passagen erhalten, die in den Dialekten der Roma verfaßt waren. Um 1975 formierte sich eine Roma-Gemeinde der nichtregistrierten Baptisten im transkarpatischen Dorf Korolowoi Podwinogradow an der Grenze zu Ungarn. Zwei Gemeinden in dieser Gegend verfügen inzwischen insgesamt über  600 Mitglieder. Die Bekehrung eines Roma-„Barons“, Grigori Marizaskow, in Khmelnitski (Westukraine) sorgte im Mai 2011 für Schlagzeilen. Eine weitere Hochburg evangelikaler Arbeit unter den Roma befindet sich in Woltschansk (unweit von Charkow) am gegenüberliegenden, nordöstlichen Rande des Landes.

An der mangelnden Absprache leiden die vielfältigen Projekte. Demzufolge halten seit 2005 die evangelikalen Roma Rußlands eine Konferenz in Kursk ab. Ellen Smith (Berlin), eine Mitarbeiterin der PC USA, machte kürzlich bekannt, daß Andrei Beskorowaini zum Leiter des Roma-Netzwerks für Gesamt-Rußland ernannt worden ist. Sie fügte hinzu: „Diese Entwicklung ist keine Kleinigkeit. Es war ein langer Prozeß, die Leitung (der Projekte) von Russen auf Roma zu übertragen.“

Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, daß die Zahl evangelikaler Roma auf russischem Boden sehr bescheiden ausfällt. Das Standardwerk „Operation World“ gibt nur 9.000 für das gesamte Gebiet der ehemaligen UdSSR an. Die Kursker Jahreskonferenz im Jahre 2008 wurde von nur 70 Roma aus 21 Ortschaften besucht. Die Kursker Gemeinde, die 2004 von Beskorowaini gegründet worden ist, wird oftmals als die einzige evangelikale Roma-Gemeinde Rußlands bezeichnet. Doch auch sie hat kaum mehr als 20 Mitglieder. Weitere Versammlungen finden u.a. in Mitschurinsk (Gebiet Tambow), Nowoschachtinsk (nahe Rostow) und Sysran (Wolga) statt. Pastor Romme fühlt sich weiterhin für die Roma in Sibirien und Fernost verantwortlich. Die Zurückhaltung der Roma gegenüber Evangelikalen kann damit zusammenhängen, daß sie generell mit Mißtrauen auf Außenstehende blicken – Mischehen mit Nicht-Roma bleiben eine Seltenheit. Ohne Umschweife stellt Beskorowaini fest: „Die besten Missionare unter Roma sind die Roma selbst.“

Übersetzungen der Bibel bleiben ein Hauptanliegen – die Wycliffe-Bibelübersetzer sind mit von der Partie. Doch die Roma Europas bestehen aus 40 verschiedenen Gruppierungen – jede von ihnen weist kulturelle Besonderheiten und einen eigenen Dialekt auf. (Die Sinti gibt es vor allem in Deutschland.) Es besteht keine Roma-Kultur und –Sprache, die von allen verstanden wird. Bescheidene Ansätze zur Schaffung eines künstlichen „Roma-Esperantos“ sind vorhanden – doch kein Martin Luther, der imstande wäre, eine für alle attraktive Sprache zu entwickeln. Einige Gruppen wehren sich sogar dagegen, daß ihre Sprache in schriftlicher Form festgehalten wird.

Das Analphabetentum bleibt ein unbewältigtes Problem. Romme meint, 75% der russischen Roma seien des Lesens und Schreibens nicht kundig. Tonbänder und Filme – siehe z.B. den renommierten Film „Jesus“ – spielen deshalb bei der Evangelisation eine entscheidende Rolle. Seit den 70er Jahren setzen Baptisten und Pfingstler die Sonntagsschule unter den Roma-Kindern zur Förderung des Lesens und Schreibens ein. Einige wenige Roma - Andrei Beskorowaini z.B. – haben Bibelschulen besucht. Musikalische Bildung für begabte Musiker bleibt ein weiteres, zweitrangiges Anliegen.

Die in Frankreich beheimatete Gypsy and Travelers International Evangelical Fellowship” (GATIEF) gehört zu den größten Missionen, die sich an osteuropäische Roma richten. Zu den weiteren Missionen zählen die „Hope to People“-Organisation (Rowno/Ukraine) sowie die US-amerikanische „Southern Baptist Convention“ und „Cooperative Baptist Fellowship“. Methodisten sollen in Bulgarien besonders aktiv sein. Die “Reformed Church of America” verfügt über ein Ehepaar in Budapest, das sich für die Roma engagiert.

Die Presbyterianer der USA haben ein Herz für die Marginalisierten. Es ist deshalb nur logisch, daß sie sich für die Roma Osteuropas und Rußlands interessieren. Die Initiative der PC USA gibt es seit 2001 und besteht vor allem aus drei Mitarbeitern in Berlin sowie Nadia Ayoub in der Ukraine und Karen Moritz in Prag. Liz Searles soll demnächst einen Dienst in Rumänien antreten. Dabei geht es um mehr als nur Gemeindegründungen. Ellen und Al Smith reden von „Ermächtigung“ und einem „inklusiven Evangelium“. Paetzold erläutert: „Wir wollen einen ganzheitlichen Ansatz: Sozialdienste, Infrastruktur, Vorschulausbildung, Behausung, Arbeitsstellenbeschaffung, Ausbildung von gemeindeleitenden Personen, Sommerlager für Jugendliche, Jugendaustausch und multikulturelles Lernen für Weiße. Auch Christen weisen rassistische und diskriminierende Einstellungen auf. Das läßt sich auch nicht über Nacht abschaffen. Deshalb kommt es darauf an, passende Partner zu finden.“

Gemäß der PC USA kann auch das Kleine wunderschön sein. Paetzold spricht von einer massiven, von der EU gesponserten “Roma-Industrie”, die letztendlich die Roma als Hilfsempfänger stigmatisiert und Vorurteile verfestigt. „Die Herausforderung besteht darin, Initiativen von menschlicher Größe in den bestehenden Roma-Gemeinschaften zu finden, an denen wir partizipieren könnten. Wir stehen noch am Anfang; wir haben in Europa und den USA ein kleines Netzwerk aufgebaut. Die presbyterianischen Frauen haben ein großartiges Unterstützungs-Netzwerk geschaffen.“ Sie rufen sogar zu 10 Tagen des Gebets für die Roma auf – die Aktion endet jedes Jahr am 8. April.

In seinem Bericht über die Kursker Roma-Gemeinde 2008 träumte der Baptist Wladimir Popow (Tambow) von einer Zeit, in der Eltern den widerspenstigen Nachwuchs nicht mehr
mit „Onkel Polizist und den Zigeunern“ einzuschüchtern versuchen. Erfreulicherweise ist ein derartiges Verlangen nicht weniger international als die Roma selbst.

Dr.phil. William Yoder
Berlin, den 4. Januar 2013
rea.org@mail.ru” oder “kant50@gmx.de
Handynummer von Yoder wenn in Moskau: +7-916 874 5868

Donnerstag, 3. Januar 2013


Das Schisma: Spaltung des Allunionsrates der Evangeliumschristen und Baptisten (AUR EChB) in der ehemaligen Sowjetunion

I. Die Vorgeschichte

1. Im Jahre 1958 hatte die KPdSU sich ernste Gedanken gemacht, wie man einen Übergang von Sozialismus zum Kommunismus schaffen könnte. Der Generalsekretär der KPdSU Nikita Chruschtschow war damals an der Macht und ließ seine Ideologen, an einem Programm zu arbeiten, das die kommunistische Gesellschaft Wirklichkeit werden lassen sollte. Die religiöse Weltanschauung betrachtete die kommunistische Ideologie als ein bourgeoises Überbleibsel. Deshalb wurde bereits 1957 die „Liga der militanten Atheisten“ in die Gesellschaft „Wissen“ (Znanie) umbenannt, die sich überwiegend der Herausgabe von antireligiöser Aufklärungsliteratur gewidmet hatte. So erschienen bis zum Jahr 1962 355 Buchtiteln mit antireligiösem Inhalt mit einer Gesamtauflage von 5 422 000 Exemplaren[1]. 1959 wurde an alle Schulen der Sowjetunion die atheistische Weltanschauung gelehrt und schon bald wurde an den allen Hochschulen das Fach „wissenschaftlicher Atheismus“ zur Pflicht gemacht. Vom 17. bis 31. Oktober 1961 tagte der Kongress der KPdSU in Moskau, der ein Programm verabschiedete, bis zum Jahr 1980 den Kommunismus in der Sowjetunion zu installieren. Es hieß im Programm: „Die Partei findet es für außerordentlich wichtig, die Bürger im Sinne der kommunistischen Ideologie zu erziehen, insbesondere muss die junge Generation kommunistisch erzogen und gebildet werden“.[2] Kommunismus und Religion seien miteinander unvereinbar und der XXII. Kongress der KPdSU verkündete in Unisono: „Die Partei nutzt in ihrer Arbeit den zeitgemäßen ideologischen Einfluss, um ihre Bürger im Geiste der materialistischen Philosophie zu erziehen, sie von religiösen Vorurteilen und Überbleibseln zu befreien, ohne die Gefühle der gläubigen Menschen Verletzen zu wollen. Es ist notwendig eine systematische wissenschaftliche atheistische Propaganda zu führen, mit viel Geduld Menschen über den unbegründeten religiösen Glauben aufzuklären, der in der Vergangenheit aufgrund von sozialer Unterdrückung und unerklärbaren Naturgewalten entstanden sei. Man sollte bei dieser Arbeit die wissenschaftlichen Errungenschaften hervorheben, die Macht des Menschen über die Naturgewalten aufzeigen, um den phantasievollen Glauben an übernatürliche Mächte auszumerzen“[3].
2. Bereits im Jahre 1944 versammelten sich in Moskau 45 Delegierte aus der gesamten Sowjetunion, um eine Ratsversammlung vom 26. bis 29. Oktober durchzuführen. Damals hatte man die Entscheidung getroffen, die beiden Räte der Evangeliumschristen und Baptisten zu fusionieren. Es wurde der AUR der Evangeliumschristen und Baptisten gegründet, der seinen Sitz in Moskau haben sollte. 1945 entschied das Präsidium des Rates, vom 1. Januar 1946 das Bindewort „und“ wegzulassen und so bekam die Leitung den Namen Allunionsrat der Evangeliumschristen Baptisten (AUR d. EChB). Die Ortsgemeinden sollten sich auch so bezeichnen. Das Präsidium des AUR d. EChB bestand aus fünf Mitgliedern des AUR, den Vorsitzenden, zwei Stellvertreter, Sekretär und einen Schatzmeister. Der AUR war 19 Jahre im Amt und während dieser Zeitperiode weder im Amt bestätigt noch wieder gewählt worden. Die Ortsgemeinden hatten ihren Presbyter, und einen Oberpresbyter eines Gebiets kontrollierte die Arbeit der Ortspresbyter, die überwiegend ihren Dienst ehrenamtlich ausübten. Der Oberpresbyter überbrachte den Ortsgemeinden alle Direktiven und Verordnungen des AUR. Die Regierung gewährte die Registrierung einer Ortsgemeinde nur unter der Ägide des AUR. 1945 schloss sich ein Teil der Pfingstgemeinden aus diesem Grund dem AUR des EChB an.[4] In späteren Jahren schlossen sich dem AUR auch die „Christen des apostolischen Glaubens“, die Darbisten und 1963 auch die Mennoniten und die Mennonitenbrüder Gemeinden an.[5] Im Jahre 1949 wurde die Registration neuer Gemeinden de facto kaum noch möglich. Am 17. Februar 1955 entschied der Ministerrat der Sowjetunion mit dem Artikel Nr. 259, dass der Rat für religiöse Angelegenheit selbst entscheiden müsse, welche Gemeinde registriert oder auch nicht werden sollte, ohne Rücksprache mit dem Ministerrat der UdSSR zu nehmen. Der Rat für religiöse Angelegenheit sollte mit allen Mitteln, die existierenden christlichen Gemeinden von innen her zerstören.[6]
3. Im Jahre 1960 hat das sowjetische Parlament den Artikel 142 in das Strafgesetzbuch (SGB) eingefügt, das sich gegen die Verstöße der Gesetzgebung über die religiösen Kulte gerichtet war, und belegte die Schuldigen mit einer Strafe von Maximum bis zu drei Jahren Freiheitsentzug. Im Juli 1962 wurde der Art. 142 des SGB mit dem Artikel 227 verschärft, der für das gleiche Vergehen einen Freiheitsentzug bis zu 5 Jahren vorsah. Der Art. 227 wurde jedoch ergänzt mit dem Satz „Die Anstiftung, die Religionsgesetze zu missachten, muss geahndet werden“[7].
4. Im Jahre 1962 wurden der „Rat für Religionsangelegenheiten“ und der „Rat in den Angelegenheiten der russisch-orthodoxen Kirche“ (ROK) beim Ministerrat der UdSSR mit großen strafrechtlichen Befugnissen betraut. 1965 wurden die beiden Räte fusioniert quasi in den „Rat für Religionsangelegenheiten“. 1966 wurde in jeder Stadt der UdSSR ein Bevollmächtigter für religiöse Angelegenheiten eingesetzt, dessen Aufgabe war, gemeinsam mit dem KGB, die Einhaltung der Religionsgesetze zu überwachen[8].
5. Der AUR EChB gab 1959 an, dass zum 1. Januar 1959 2093 Gemeinden der EChB offiziell registriert wurden. Man gab auch an, dass um die 1000 Gemeinden noch keine Registrierung und Legitimation erhalten hatten. Das allgemeine Kontingent der Gemeinden soll aus 20 % männlichen und 80 % weiblichen Personen bestanden haben, davon waren 20 % Mitglieder unter 30 Jahren. 55 % der Gemeindeglieder lebten in ländlichen Gebieten und 45 % in den Städten. Die soziale Schicht stellte sich wie folgt dar: 20 % waren Arbeiter, 30-%-Bauer, Angestellte 15 %, Hausfrauen 30 % und 5 % Rentner.[9]
6. Ende 1959 war der AUR der EChB in einer Phase der Auflösung. Am 25. Dezember 1959 versammelte sich das Präsidium der AUR des EChB zu seiner Plenarsitzung, die bis zum 27. 12. hinzog. Es war eigentlich eine Krisensitzung, die entscheiden sollte, ob der AUR noch seine Existenzberechtigung haben dürfte. Der Druck seitens des Zentralkomitees der KPdSU auf den AUR war derart immens, dass er sich entschloss, zwei Dokumente zu verabschieden, die in die Geschichte als „Verordnung für die EChB-Gemeinden“ und „Instruktionsbrief an alle Oberpresbyter des AUR der EChB“ eingehen sollte. Diese beiden Dokumente wurden zur Billigung an den Rat für Religionsangelegenheiten beim Ministerrat der Sowjetunion zugesandt.[10] Diese beiden Dokumente retteten zwar die Existenz des AUR, wurde aber von vielen Christen als Apostasie angesehen, weil sie nach Meinung vieler Christen die Zerstörung der Gemeinden intendierten[11]. Die meisten Evangeliumschristen und Baptisten waren über folgende Punkte irritiert:
  • Die Zusammensetzung des AUR der EChB bleibt unantastbar und unveränderbar. Eine Durchführung von Bundeskonferenzen waren nach dem Punkt 18 der „Verordnung für die EChB-Gemeinden“ nicht vorgesehen.
  • Die Oberpresbyter durften an den Gottesdiensten der Ortsgemeinden nicht teilnehmen, sondern sie sollten sich der Kontrolle der Einhaltung der Direktiven und Verordnungen des AUR des EChB widmen.
  • Die Taufe von Personen im Alter zwischen 18 bis 30 Jahren sollte maximal vermindert werden.
  • Predigen durften nur der Presbyter, Mitglieder des Exekutivkomitees, in Ausnahmefällen Mitglieder der Revisionskommission.
  • Im Punkt 3 des „Instruktionsbriefs an alle Oberpresbyter des AUR der EChB“ wurde hervorgehoben, dass das Ziel der Gottesdienste nicht um die Werbung neuer Mitglieder intendiert sein dürfte, sondern einzig und allein um die Erbauung der jeweiligen Mitglieder.
  • Die Presbyter sollten jeden Aufruf zur Buße im Gottesdienst unterlassen. Auftritte von Chören und Orchestra wurden strickt verboten.
  • Jeder Gläubige sollte wissen, dass die Ausübung von religiösen Kulten nur innerhalb der vier Wände einer registrierten Kirche erlaubt sei, aber keineswegs außerhalb dieser Kultstätten.
  • Gläubige, die von Personen getauft wurden, die nicht bekannt gegeben wurden, durften nicht in die Gemeinde aufgenommen werden, es sei denn, sie erklären sich einverstanden mit der „Verordnung für die EChB-Gemeinden“.[12]
Walter Sawatsky und andere Wissenschaftler beobachten, dass der „Instruktionsbrief an alle Oberpresbyter des AUR der EChB“ besagt unter anderem, dass aufgrund dessen, dass der Mangel an Kenntnisse der Gesetzgebung hinsichtlich der Ausübung der religiösen Kulte, viele Gläubige gegen sie verstoßen hätten. Man habe Personen unter 18 Jahre getauft, man hätte auch Sozialhilfe an Notleidende aus der Kirchenkasse geleistet. Es wurde gewährt, Bibelstunden und Versammlungen zu organisieren, in den Deklamationen von Gedichten erlaubt wurden. Jungen Menschen wurden gemeinsame Exkursionen gewährt. Man soll auch einen finanziellen Fond gegeben haben, um einander aus der sozialen Not zu helfen. Es gab Treffen für Prediger wie Ausbildung von Chor-bzw. Orchesterdirigenten. Alle diese Verstöße gegen das Gesetz hinsichtlich der Ausübung der religiösen Kulte müssen eliminiert und in den Gemeinden der EChB nicht zugelassen werden.[13] Besonders auffällig war das Verbot, den Kindern die Gottesdienste zu besuchen. Es hieß: „Die Hauptaufgabe eines Gottesdienstes sei, die geistlichen Nöte der jeweiligen Gläubigen zu beheben und nicht die ungesunden missionarischen Tendenzen zu verfolgen“.[14] Die oben erwähnte „Verordnung für die EChB-Gemeinden“ und „Instruktionsbrief an alle Oberpresbyter des AUR der EChB“ riefen eine Eruption von Protestbewegungen unter den Christen hervor.[15]

II. Spaltung innerhalb der Gemeinden des AUR der EChB und die Folgen

1. Mitte der fünfziger Jahre des XX. Jahrhunderts wurden viele inhaftierte Christen, darunter auch Baptisten, aus den Gefängnissen und Arbeitslagern entlassen. Man schrieb diese Geste Nikita Chruschtschow zu und meinte, Christen könnten nun nach ihren Überzeugungen wirken und arbeiten. Es stellte sich jedoch bald als ein Trugschluss heraus. Die Hoffnung, dass diese Christen sich nun den registrierten Gemeinden anschließen würden, hat sich nur teilweise erfüllt. Denn nach wie vor hatte die sowjetische Regierung versucht, die Registration von christlichen Gemeinschaften zu verhindern. Die ehemaligen christlichen Häftlinge schlossen sich den vielen nichtregistrierten EChB-Gemeinden an, die anderen den am jeweiligen Ort registrierten Kirchen. Diese Christinnen und Christen waren bereits in den Straflagern „geimpft“ gegen Personen, die im Geheimen gegen ihre Mitinsassen eine Spitzelarbeit zugunsten der Lageradministration betrieben haben. Wenn sie entdeckt wurden, wurden sie von ihren Mithäftlingen erstochen und erhängt[16]. Mit einer solchen Abscheu gegen Verrat an sich konnten sich die aus der Haft entlassenen Christen nur schwer in den offiziell registrierten Gemeinden integrieren. Es waren Menschen, die der materialistischen Philosophie kritisch bis hin zu feindselig gegenüberstanden.[17] Sie staunten nicht wenig, dass die AUR-Mitglieder ins Ausland reisen durften; der Generalsekretär des AUR Alexander Karew und Michail Orlow, Stellvertreter des Vorsitzenden des AUR, eine staatliche Auszeichnung für ihre Friedensbemühungen in der ganzen Welt anfangs der Fünfziger erhalten haben. Diese Tatsachen „überzeugten“ sie, dass die Bundesleitung der EChB eng mit den kommunistischen Machthabern zusammengearbeitet und eigens ihre Interessen vertreten hatte[18]. Die Zeitschrift des AUR „Bratskij Vestnik“ (Bruderbote) Nr. 5-6/1958 berichtet auf den Seiten 35-36, dass in zahlreichen Städten die EChB-Gemeinden sich vom AUR abgespalten hätten. Nur einige Städte wie Ordschonikidse, Baku, Kasan, Taschkent unter anderen wurden aufgeführt. Diese Spaltung sei nach Ansicht des AUR ein Satanswerk. Die Spaltung vom AUR zwischen 1955-1957 führte man auf die aus der Haft entlassenen Christen zurück, die bemüht gewesen sein sollten, im Norden-und Zentralrussland neue Vereinigungen der EChB zu gründen. Solche Bemühungen gab es auch in Zentralasien, in Nordkaukasus, in Baku, Novosibirsk, Donbass und in der Krim. Im Donezk Gebiet organisierten die quasi „Reinen Baptisten“ einen Bund, dem sich 22 Gemeinden angeschlossen haben. Die Evangeliumschristen des Gebiets Sumsk gründeten auch einen Bund. Beide Bünde lehnten eine Infusion mit den nichtregistrierten Pfingstgemeinden ab; die theologischen Unterschiede sollen für sie zu groß gewesen sein. In den Jahren zwischen 1956 bis 1960 soll es auch zwei illegale Jugendbünde der EChB gegeben haben, einer mit dem Sitz in Odessa, der von Joseph Bondarenko geleitet wurde, der 2. Mit dem Sitz in Leningrad, dessen Leitung Michail I. Chorew innehatte. Auf dem Jugendkongress am 7 und 8 November 1959, der im geheimen durchgeführt wurde, waren auch Gennadij K. Krjutschkow (20.10.1926 – 15.07.2007) und Pavel Afanasjewitsch Jakimenkow anwesend, die später einen wesentlichen Beitrag zum Schisma des AURdEChB beigetragen haben.[19] Aufgrund der Ereignisse in den 50zigen Jahren darf mit Sicherheit postuliert werden, dass der AURdEChB früher oder später in seinem Sosein zerbrechen würde und ein Schisma unausweichlich war. Die obenerwähnten Informationen lassen sich ohne Probleme verifizieren und schlussfolgern, dass das eigentliche Schisma folgende Gründe hatte: erstens, in den 50zigen und 60zigen Jahren hatte sich die Kommunistische Partei der Sowjetunion zum Ziel gemacht, bis zum Jahr 1980 die Religion an sich aus dem Bewusstsein eines Sowjetmenschen auszumerzen. Zweitens, innerhalb der EChB-Gemeinden stellte man fest, dass in den 50zigen Jahren das rege Gemeindeleben im Vergleich zu den 40zigen Jahren sichtlich abgenommen hat. Das konnte von den ehemaligen, christlichen Häftlingen nicht hingenommen werden[20]. Und drittens, es machte die meisten EChB stutzig, dass das Verhalten der Mitglieder des AUR gegenüber der kommunistischen Partei alias Sowjetregierung zu servil gewesen war. Die Interessen und Rechte der Gläubigen wurden von diesem Rat nicht mehr wahrgenommen oder verteidigt. Die vom AUR bevollmächtigten Autoren schreiben nun selbstkritisch in ihrer Geschichtsausgabe: „Der AUR der EChB und seine Oberpresbyter wurden Opfer der Mächtigen, die von ihnen verlangten, das christliche Leben der Gemeinden zu zerstören.“[21]
2. Gründung der „Initiativgruppe“ im Jahre 1961. Zum AUR der EChB gehörten auch über 1000 nichtregistrierten Gemeinden, die sich um ihre Legitimierung bemühten. Als nichtregistrierte EChB-Gemeinden unterstanden sie auch nicht der Kontrolle der kommunistischen Behörden. Sie genossen anfangs der Regierungszeit von Nikita Chruschtschow gewisse Toleranz. Man nennt diese Zeit „chruschtschowaskaja ottepel“ (Tauwetterperiode). Es wurden viele politische Häftlinge auf freien Fuß gesetzt, Christen eingeschlossen, mehrere zehn Tausende deutsche Kriegsgefangene durften zurück nach Deutschland, es gab gewisse Freiheiten in der Literatur und Kunst, die nicht strikter Zensur unterlagen. Diese Zeit dauerte zwar nicht lange, aber genug für die Christen sich neu zu orientieren.[22] Im Frühjahr 1961 schlug der Presbyter der nichtregistrierten Gemeinde EChB der Stadt Uslowaja Gennadij Krjutschkow auf der Mitgliederversammlung vor, eine Initiativgruppe zu gründen, die bemüht sein sollte, einen Allunionskongress der EChB einzuberufen, um die jeweilige Lage des AURdEChB zu diskutieren. Den ersten offenen Brief der Initiativgruppe bereiteten G.K. Krjutschkow und p. a. Jakimenkow. Der Letztere wurde aber bereits von KGB gesucht und musste untertauchen, darum wurde der offene Brief von Krjutschkow und A.F. Prokofjew unterschrieben (1915-1995)[23]. Der atheistische Historiker L.M. Mitrochin nennt die Initiativgruppe Krjutschkowtsy bzw. Prokofjewtsy. Er gibt an, dass die Mitglieder der Initiativgruppe ihre offizielle Arbeit am 13. August 1961 begonnen haben.[24] Sie suchten die Kanzlei des AUR auf und überreichten dem Vorsitzenden Jakov I. Schidkow und dem Generalsekretär A. W. Karew ihren Brief. Drin stand: 1) Der AUR hätte die biblischen Prinzipien des Gemeindeaufbaus eliminiert; 2) AUR hätte Geistliche ohne die Einwilligung der jeweiligen Gemeinden eingesetzt; 3) AUR hätte künstlich im eigenen Bund eine Teilung der Gemeinden in registrierte und nicht registrierte geschaffen. Man warf dem AUR vor, den INSTRUKTIONSBRIEF[25] an die Oberpresbyter und den neuen Positionsbrief an die Ortsgemeinden versandt zu haben[26]. Die Initiativgruppe verwies darauf, dass die AUR-Mitglieder nicht von den Gemeindedelegierten gewählt wurden und sie müssten auf einer Bundeskonferenz sich neu zur Wahl stellen oder andere sollten zu diesem Dienst berufen werden.[27] In ihrem ersten Schreiben an alle Gemeinden der UdSSR vom 23. August 1961 werden seitens der Initiativgruppe dem AUR schwere Vorwürfe gemacht, nämlich, mit den kommunistischen Behörden eine gemeinsame Sache zur Ausrottung der Gemeinden zu betreiben. Man bat die Ortsgemeinden, für eine Bundeskonferenz alias Kongress zu beten[28]. In diesem Schreiben steht u.a.: „Heutzutage exekutieren die Funktionäre des AURdEChB Stalins Wille“. Man verlangte vom AUR, dass er seine Mitarbeit mit den Stalinisten aufgibt. Gemeint war eigentlich, dass der „Instruktionsbrief“ und das „Neue Positionspapier“ des AUR dem Religionsgesetz vom 8. April 1929 angepasst wurden, was der Generalsekretär  A. Karew am 23. März 1966 beim Treffen mit den Vertretern des Rates der Gemeinden der EChB ausdrücklich bejaht hat[29]. Die Initiativgruppe war ein Produkt der vorausgegangenen Erweckung nach dem „Tauwetter“, das durch Chruschtschow initiiert wurde. Die Arbeit dieser Gruppe wurde von den nicht registrierten Gemeinden wohlwollend zur Kenntnis genommen, obwohl man nicht in jedem Punkten mit ihr einverstanden war. Die Angriffe auf den AUR waren massiv und nicht wenige Baptisten hatten damit große Mühe, besonders die, die Mitglieder der registrierten EChB-Gemeinden waren. A. Karew war für viele ein Held und Theologe, er saß wie auch viele andere im Gefängnis und sollte er nun ein Handlanger der atheistischen Kommunisten sein? Das ging nicht in alle Köpfe, obwohl auch sie wussten, dass der AUR sich strikt an die Religionsgesetze der Sowjetunion halten mussten. Der AUR führte vom 29. Nov. bis 2. Dez. 1962 eine Plenarsitzung der Oberpresbyter durch, an der die Arbeit der Initiativgruppe diskutiert wurde. Neunzehn Oberpresbyter nahmen an dieser Sitzung statt. Es nichts anderes zu erwarten, dass die Tätigkeit der Initiativgruppe nicht gutgeheißen wurde[30]. Bekannt wurde, dass der Vorsitzende des AUR sagte: Wachstum der EChB-Gemeinden würde Menschen einer „anderen Ideologie“ irritieren[31]. Und der Generalsekretär des AUR A. Karew gab zu: „Die Ablehnung des Instruktionsbriefs an die Oberpresbyter und des „Neuen Positionspapiers an die EChB Gemeinden“ sei der Ablehnung der sowjetischen Regierung gleich“. Karews Aussage war derzeit unglücklich formuliert worden, weil sie den kommunistischen Behörden Anlass gab, die Opponenten der Verordnungen des AUR als antisowjetische Elemente zu diffamieren und gegen sie schwere Strafen zu verhängen[32].
3. Organisationskomitee. Am 25. Februar 1962 wurde die Initiativgruppe in das Organisationskomitee zur Einberufung des Allunionskongresses der EChB umbenannt. Mitglieder dieses Komitees wurden A.F. Prokofjew (1915-1995), G.K. Krjutschkow (1926-2007), G.P. Vins (1928-1998), A.A. Schalaschow (1880-1963, er starb im Gefängnis) und N.G. Baturin (1927-1988). Beide christlichen Bewegungen der AURdEChB und das „Organisationskomitee“ standen sich polarisierend gegenüber. In seinem Schreiben an alle registrierten EChB-Gemeinden vom 2. Juni 1962 interpretierte der AUR die Arbeit der Initiativgruppe bzw. des „Organisationskomitees“ als eine „Inspiration des Feindes“ bzw. des Teufels. Die Reaktion des Organisationskomitees war vorauszusehen. Es berief daraufhin Delegierte aus diversen EChB-Gemeinden am 5. Mai bzw. am 23. Juni 1962 (nach diversen Quellen) zu einer Plenarsitzung. Auf dieser Sitzung hat man eine kühne Entscheidung getroffen: Dem gesamten Allunionsrat der Evangeliumschristen samt einiger Oberpresbyter wurde untersagt, Gottesdienste zu leiten (in der ehemaligen Sowjetunion oblag es dem Presbyter, ein Gottesdienst zu leiten), zu predigen und die Gemeinden innerhalb und außerhalb des Landes zu repräsentieren. Es betraf den Vorsitzenden des AUR Jakov I. Schidkow (1885-1966), Generalsekretär A.W. Karew (1894-1971), I.G. Iwanow (1898 – 1985), I.I. Motorin (1895-1974) und A.I. Mizkewitsch (1901-1988), der selbst in den Jahren 1934 bis 1937 und 1942 bis 1946 im sowjetischen Gefängnis wegen christlicher Tätigkeit im Gefängnis einsaß. Es ging derzeit noch nicht um die Frage der Exkommunikation, weil argumentiert wurde, dass Gemeindeausschluss kann nur eine Ortsgemeinde beschließen[33]. Jedoch, gemäß dem Treffen des Rates der Gemeinden der EChB und des AUR der EChB am 23. März 1966 muss das Präsidium des AUR von den Gemeinden, die sich zu den Initiativniki zählten und das Organisationskomitee eines Kongresses der EChB unterstützten, bereits exkommuniziert worden sein. Denn der Vorsitzende des Rates der Gemeinden der EChB Gennadij Krjutschtow sagte damals den Mitgliedern des AUR der EChB wörtlich: „Das Faktum, dass wir euch nicht als (Christen) begrüßt haben, spricht für sich selbst. Wir anerkennen die Richtigkeit und die Legitimation eurer Exkommunikation und können euch nicht als Brüder (in Christo) bezeichnen“.[34] Es gibt jedoch keine Beweise, dass die Ortsgemeinden, zu den die Mitglieder des AUR der EChB gehörten, sie exkommuniziert hätten[35].



Совет церквей евангельских христиан баптистов

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Международный Союз церквей евангельских христиан-баптистов (СЦ ЕХБ, ныне МСЦ ЕХБ) — добровольное объединение самостоятельных и равноправных церквей, исповедующих евангельско-баптистское вероучение. Верующих данного союза часто называют: "отделенные" или "нерегистрированные".
История МСЦ ЕХБ начинается с 1960 года, с принятием ВСЕХБ двух нормативных документов, регулирующих церковную жизнь: «Новое положение ВСЕХБ» и секретное «Инструктивное письмо старшим пресвитерам». Этими документами на деятельность местных общин ЕХБ накладывались ограничения, основанные на установках властей по отношению к религии: так, запрещалось крестить людей до 18 лет, а старше этого возраста — лишь после сурового двух-трехлетнего испытательного срока; запрещалось проповедовать за пределами своей общины, а членам своей общины — только в молитвенном доме; запрещалось присутствовать на богослужениях в других общинах; запрещалась на взаимопомощь между членами общины и т.д.
Несмотря на секретность «Инструктивного письма», его положения стали известны многим членам общин ЕХБ. А. Ф. Прокофьев, Г. К. Крючков, Г. П. Винс и др. восприняли «Новое положение» и «Инструктивное письмо» в качестве свидетельства о вероотступничестве руководства ЕХБ и создали «Инициативную группу» по отмене данных документов и возвращению к ситуации, существовавшей до их появления. 25 февраля 1962 г. Инициативная группа была преобразована в Оргкомитет по созыву всесоюзного съезда ЕХБ. Поскольку добиться съезда, представляющего все общины ЕХБ в СССР, так и не удалось, было принято решение о выходе из-под опеки ВСЕХБ и о создании отдельного союза; в сентябре 1965 г. был избран постоянный руководящий орган — Совет Церквей евангельских христиан-баптистов (СЦ ЕХБ). Общины СЦ ЕХБ, в отличие от общин ВСЕХБ, не регистририровались в органах власти.
Власти не желали мириться с образованием нового союза ЕХБ встретили его жесткими гонениями: верующие СЦ ЕХБ подвергались арестам и тюремным заключениям, штрафам и увольнениям с работы, у родителей отбирались дети за воспитание их в религиозном духе; разгонялись молитвенные собрания, конфисковывались молитвенные дома, в которых проводились богослужения и т.д. Преследования начались с 1961 г. и продолжались вплоть до конца 80-х гг., с особенным ужесточением с конца 70-х - начала 80-х гг. (В некоторых республиках бывшего Союза преследования продолжаются до сих пор). Динамика арестов евангельских христиан-баптистов такова: за 10-летие с 1961 по 1970 гг. были арестованы 524 человека. В 1971 г. было 48 арестов, в 1972 — 53, в 1973-1975 гг. — 70. На 1 января 1980 г. в заключении находилось 49 баптистов, к маю 1982 г. их стало 158, что составило половину всех находившихся тогда в заключении «за веру».
С 1963 г. стал выходить духовно-назидательный журнал СЦ ЕХБ «Вестник спасения». В 1976 г. он изменил название на «Вестник истины» и под этим названием издается до сих пор. В 1966 г. Совет Церквей ЕХБ обратился с официальной просьбой разрешить отпечатать 10 тысяч Евангелий и 5 тысяч сборников духовных гимнов. Но власти даже не ответили на этот запрос. Нужда в религиозной литературе подтолкнула СЦ ЕХБ на создание собственной типографии и собственного издательства. Оно получило название «Христианин». Печатный станок был изготовлен по чертежам верующих и ими собран. Печатниками тоже стали верующие, специально этому обучившиеся. Издательство «Христианин» вынуждено было скрывать имена своих работников и местонахождение типографии. В июне 1971 г. только возникшее издательство «Христианин» обратилось к председателю Совета Министров СССР Косыгину с уведомлением о начале деятельности издательства. В заявлении говорилось: «Издательство "Христианин" — это добровольное общество верующих ЕХБ, объединившихся для издания и распространения религиозной литературы. Содержится издательство на добровольные пожертвования верующих, и поэтому распространяет литературу безвозмездно".
После распада СССР на независимые государства Союз церквей ЕХБ сохранил единство на постсоветском пространстве и впоследствии был переименован в Международный союз церквей ЕХБ, объединяющий евангельских христиан-баптистов стран СНГ, Прибалтики, а также в эмиграции (США, Канада). МСЦ ЕХБ и сегодня продолжает отказываться от государственной регистрации, что не противоречит законодательству России и республик бывшего СССР. По данным 1 января 2008 года, в МСЦ ЕХБ состояло 2964 церквей и групп с числом членов около 68000 человек.

[править] Ссылки


Nicht zuletzt war die Außenmission ein Hauptthema dieser Begegnung von 60 Gemeindever­tretern, die sogar aus Sibirien, dem Kaukasus und dem benachbarten Ausland angereist waren. Da sich in bestimmten Fällen bereits die Mehrzahl der ehemaligen Mitglieder eines Kirchen­bundes im westlichen Ausland befinden, wird überlegt, ihnen Missionare aus Russland zu entsenden. Die als „Untergrundkirche“ weltbekannten und weiterhin unregistrierten „Initiativniki“, die heute unter dem Namen „Internationale Union der Kirchen der ECB“ (IUCECB) firmieren, haben nach eigenen Angaben weltweit 78.015 Mitglieder. Doch nur rund 20.000 von ihnen leben noch auf russischem Boden.

Wasilizhenko berichtete, dass nach dem Ableben des langjährigen IUCECB-Präsidenten Gennadi Krjutsch­kov im Juli 2007 und dem Tod zweier leitender Brüder durch Unfälle eine gewisse Lähmung eingetreten war. Doch nun ist ein neuer Präsident gewählt: Nikolai Antonjuk aus Timoschowsk in der Region Krasnodar/Kaukasus. Sein Stellvertreter ist Gennadi Jefremov aus St. Petersburg. Ratsvorsitzender Wasilizhenko versicherte: „Es ist eine neue Führung gewählt und wir sind zuversichtlich, dass wir Kontakt zu ihr finden und den Dialog weiterführen werden.“ Beim öffentlichen Rat genießt dieser Kirchenbund Beobachterstatus.

Derzeit wird darüber diskutiert, ob die RUECB weiterhin als Gastgeber und „Erste unter gleichen“ im Rahmen des öffentlichen Rates fungieren solle. „Wir sind für diese Diskussion sehr offen“, sagt Witali Wlasenko, Abteilungsleiter für kirchliche Außenbeziehungen bei der RUECB. „Wir wünschen uns eine vollständige gegenseitige Achtung und Verständigung. Mit vielen von ihnen gingen wir lange einen gemeinsamen Weg.“ Die RUECB, die größte einheitliche, protestantische Kirche Russlands, vertritt rund 80.000 erwachsene Mitglieder in 1.750 Ortsgemeinden und Gruppen. Ihr Präsident ist Juri Sipko.
Quelle: russische Union der Evangeliumschristenbaptisten (RUECB), Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB, Moskau/Russland
    Adventistischer Pressedienst - www.stanet.ch/APD - 01.06.08
Bron: Broschüre INSTRUKTIONSBRIEF des Allunionsrat der Evangeliumschristenbaptisten in der UDSSR (vom Jahr 1961, ins Deutsche übersetzt vom Missionswerk Friedensstimme); een Russisch exemplaar is o.a. voorhanden in het archief Friedensstimme-Nederland, Gouda (AC No. 773).
Тульский информационно-консультативный центр по вопросам сектантства, 2008 год
Баптизм в России. Исторический очерк
Под влиянием деятельности «инициативников» и с разрешения властей в ок­тябре 1963г. ВСЕХБ впервые созвал всесоюзный съезд-совещание. На съезде вместо старого Положения был принят новый Устав Союза ЕХБ. Но инициативный Оргкомитет не признал ни съезд, ни Устав. К 1965г. к образованному «инициативниками» Союзу церквей ЕХБ (СЦ ЕХБ) отошло от ВСЕХБ около 100 общин, то есть более 10 000 верующих. 39-й всесоюзный съезд ВСЕХБ, состоявшийся в октябре 1966г., также не привёл ни к каким результатам. Несмотря на отмену Инструктив­ного письма, на принятие другого Устава Союза, на фактическое покаяние и при­знание ошибочности подчинения напору властей в 1961г. руководителями офи­циального Союза ЕХБ, СЦ ЕХБ заявил, что сотрудничать с ВСЕХБ - значит сотрудничать с атеистами.
Инициативный союз начал жить самостоятельной жизнью и категорически отказывался регистрировать свои общины. В качестве воплощения своего стремления к проповеди СЦ ЕХБ издавал и издает литературу, которую «инициа­тивники» распространяют бесплатно, организуя «евангелизационные палатки».
По данным ВСЕХБ в СЦ ЕХБ на 01.01.72 г. входило 452 общины, т. е. около 18 000 сектантов.
В 1966 г . движение «инициативников» достигло своего пика и насчитывало в своих рядах около 155 000 сторонников. В 1966 г . Яков Жидков выступил перед съездом ВСЕХБ и просил простить его за участие в подготовке устава 1961 г . и секретной инструкции, однако «инициативники» на уступки не пошли.
Непримиримая позиция «инициативников» вызвала гонения на них со стороны властей. Совет Церквей породил множество бескомпромиссных мучеников за веру. В Ташкенте один из ли­деров «инициативников» Николай Храпов, отсидевший до того за веру 25 лет, в 1961 г . получил еще один семилетний срок. Он печатался в самиздатовском журнале «Вестник Спасения». В Барнауле (Алтайский край) был жестоко за­мучен пресвитер Николай Хмара. Именно после его смерти в 1963 г . был создан совет родственников заключённых, связанный с именами Лидии Вине и Галины Рытиковой. В мае 1966 г . «инициативники» устроили публичную демонстрацию в Москве, чтобы привлечь к себе внимание властей, за что все её участники были арестованы. Наиболее известные служители СЦ ЕХБ (фактически все руководство), за которыми постоянно следила милиция и органы безопасности, переходили на нелегальное положение и разъезжали по стране, посещая и окормляя общины. За обучение детей, издание литературы и проведение молит­венных собраний органами безопасности было репрессировано около тысячи человек (7).




[1] Walter Sawatsky, Soviet Evangelicals Since World War II, Ontario, Kitchener: Herald Press 1981, S. 135. Nikita Struve, Christians in Contemporary Russia. London: Hartville Press, 1967, S. 267-89.
[2] Das Programm der KPdSU. Materialien des XXII Kongresses der KPdSU. Stenografischer Rechenschaftsbericht. GIPL. Moskau 1962. Band 3, S. 315.
[3] Das Programm der KPdSU. Materialien des XXII Kongresses der KPdSU. Stenografischer Rechenschaftsbericht. GIPL. Moskau 1962. Band 3, S. 319.
[4] Archiv des Bundes der ECHB der Russischen Föderation. „Vereinbarung über die Fusion der Pfingstgemeinden mit dem AUR der EChB. August 1945“. Walter Sawatsky, Soviet Evangelicals Since World War II, Ontario, Kitchener: Herald Press 1981, S. 92-95.
[5] Archiv des Bundes der ECHB der Russischen Föderation.
[6] Archiv des Bundes der ECHB der Russischen Föderation.
[7] Walter Sawatsky, Soviet Evangelicals Since World War II, Ontario, Kitchener: Herald Press 1981, S. 136.
[8] Walter Sawatsky, Soviet Evangelicals Since World War II, Ontario, Kitchener: Herald Press 1981, S. 59f.
[9] Der AUR EChB übergab diese Statistiken dem Rat für Religionsangelegenheiten am 1. August 1959. Archiv des Bundes der EChB der Russischen Föderation in Moskau, 2r-6.
[10] Archiv des Bundes der ECHB der Russischen Föderation.. Brief Nr. 172/18/N 1960.
[11] Walter Sawatsky, Soviet Evangelicals Since World War II, Ontario, Kitchener: Herald Press 1981, S. 139f.
[12] Archiv des Bundes der EChB der RF in Moskau. „Instruktionsbrief an alle Oberpresbyters des AUR der EChB“.
[13] Walter Sawatsky, Soviet Evangelicals Since World War II, Ontario, Kitchener: Herald Press 1981, S. 139.  Religion in Communist Dominated Arias (RCDA), XIII, 1974, S. 75f. und I. N. Mitrochin, Baptism. Moskau 2. Ausgabe 1974, S. 80.
[14] RCDA, XIII, 1974. S. 75.
[15] Otto Luchterhandt: „Die religiöse Gewissensfreiheit im Sowjetstaat, Berichte des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche und internationale Studien. 37 (1976) S. 1-57; 40 (1976) S. 4-117.
[16] Vgl. E.A. Netesowa. Die Spitzler. Duell. (Stukatschi. Duell.) Moskau: AST, 2003. ISBN: 5-17-017240-0.

[17] Vgl. S. S. Chorutij: „Der Prozess der Philosophie in Russland als Begegnung der Philosophie mit der Orthodoxie“. In: Fragen der Philosophie. Moskau, 5/1991.

[18] S.W. Sannikow (Hrsg.), die Geschichte des Baptismus. (In Russisch). Odessa: Bogomyslije, 1. Ausgabe 1996. Die Geschichte der Evangeliumschristen und Baptisten, hg. Von AURdEChB. Moskau 1989, S. 240f.
[19] Ebenda, 20. Kapitel. Vgl. auch L.N. Mitrochin. Der Baptismus. Geschichte und Gegenwart. Sankt Petersburg: RChGI, 1997. S. 249. 356—469. I.I Akintschiz, Einzeln geschnittene Äste: über die religiösen Sekten und die Jugend. Taras (Dschambul) 1985.
[20] Die Geschichte der EChB. (In Russisch). Herausgegeben von AUR der EChB, Moskau, S. 241.
[21] Ebenda.
[22] Vgl. Wolfgang Leonhardt: „Chruschtschows große Säuberung“. In: Die Welt. 24. Februar 1961.  Sergej Chruschtschow, Geburt einer Supermacht. Ein Buch über meinen Vater, Elbe-Dnjepr-Verlag, 2003, ISBN 3-933395-38-0. ·  Sergei Khrushchev, Memoirs of Nikita Khrushchev: Reformer, 1945-1964, Pennsylvania State University Press, 2006, ISBN 0-271-02861-0
[23] Vgl. Simon, Gerhard: „Staatlicher Druck und kirchlicher Widerstand - die abgespaltene baptistische Gruppe der sogenannten Initiatiwniki“. Englisch: „State Pressure and Church Resistance - The Separated Baptist Group of the so-called Initiativniki”. In: Eastern Europe. 07/1969.
[24] L. M. Mitrochin: (Baptism: istorija i sowremennost) Baptismus: Geschichte und Gegenwart. Sankt Petersburg: RChGI, 1997. S. 188-263 (Kapitel IV).
[25] Vgl. Übersetzung aus dem Russischen im Archiv Friedensstimme-Niederlande, Gouda (AC No. 773).
[26] Das Schreiben der Initiativgruppe an das Präsidium des AURdEChB in Bezug auf Einberufung eines außenordentlichen Allunionskongresses der EChB-Gemeinden vom 13. August 1961. Archiv des Bundes der EChB der Russischen Föderation.
[27] Ebenda.
[28] Das erste Schreiben der Initiativgruppe an alle EChB-Gemeinden der UdSSR vom 23. August 1961. Archiv des Bundes der EChB der RF.
[29] Vgl. „Svodny otschjot o vstretsche predstavitelej SZ EChB s predstaviteljami VSChB, sostojavschijssja 23 marta 1966“. „Ein Übersichtsbericht über das Treffen der Vertreter des Rates der EChB mit den Vertretern des AURdEChB, der am 23.März 1996 stattgefunden hat“. In: Zeitschrift Der Weg zur Gotteserkenntnis (Put Bogoposnanija). Moskau: Theologisches Seminar von Moskau, Nr. 12/2006, S. 87-127.  Hier: S.
[30] Protokolle der Plenarsitzung des AURd. EChB und der Oberpresbyter vom 29. Nov. bis 2. Dez. 1961. Archiv des Bundes der EChB der RF in Moskau.
[31] (Istorija evangtelskich christian baptistov v SSSR). Die Geschichte der Evangeliumschristenbaptisten der UdSSR. Teil I. Moskau 1989, S. 240.

[32] (B.M. Zdorovez, po puti vozroschdenija – istoria zerkwi). Auf dem Weg der Erweckung, Moskau 1989, S. 36f. Vgl. Evangeliumschristen Baptisten. Internetseite: http://www.bibleoteka.by.ru/write/baptisty_ehb.shtml. Stand Januar 2009. Das Schreiben des Organisationskomitees an das Präsidium des Allunionsrates der Evangeliumschristen Baptisten von 1965. Archiv des Bundes der EChB der Russischen Föderation in Moskau.

[33] Protokoll Nr. 7 der Sitzung des Organisationskomitees vom 23. Juni 1962. Vgl. Die Entscheidung des Organisationskomitees in Bezug auf die antikirchliche Aktivität des AURdEChB vom 22. März 1962. Archiv des Bundes der EChB der RF.
[34] A.W. Sinitschkin: „Sammelbericht über das Treffen der Vertreter des Rates der Gemeinden (Kirchen) mit den Vertretern der Mitglieder des AUR der EChB am 23. März 1966“. In: Der Weg zur Gotteserkenntnis. Moskau: Theologisches Seminar der EChB. 12/2006, Seiten 87-127. Hier: S. 88.
[35] Geschichte der Evangeliumschristenbaptisten in der UdSSR von 1959 bis 1966. Teil 2. Kap. 5-6.